Der große Brand von Wustrow 1869

Am 4. August wütet ein Großbrand in Wustrow. Er schlägt eine Schneise durch das Dorf und vernichtet 40 Büdnereien und 5 Bauernhöfe. Viele Büdnereien auf der westlichen Seite der Hauptstraße waren davon betroffen, so das dort nur wenige erhalten sind. Darunter das Woermannhaus.

Ortsplan von Wustrow aus den Anfängen des 19. Jh.

Ortsplan um 1835 erstellt.

 

Ortsplan von Wustrow aus den Anfängen des 20. Jh.Dieser Ortsplan wurde um 1920 erstellt und bildet den Ort um diese Zeit ab.

Eine deutliche Entwicklung zeichnete sich schon damals ab.

Beginn des 19. Jh. bis 1869

Das Woermannhaus wurde vermutlich 1801-1803 durch den Schiffsältesten Reimar Niemann als Büdnerei Nr. 79 errichtet. Wie auf dem Fischland in dieser Zeit üblich, entstand es als Hochdielenhaus mit Krüppelwalmdach, Fachwerk und  gelehmten Wänden. Reste dieses Lehmgefaches sind noch am Treppenaufgang zur Wohnung 2 zu erkennen. Typisch ist auch der Eingang auf der Giebelseite mit einer Klöntür sowie Fenstern rechts, links und über der Tür, damit genügend Licht auf die große Diele fällt.Fotografie aus dem frühen 20. Jh.
Am 04. August 1869 vernichtete ein verheerender Brand die Mehrzahl der reetgedeckten Häuser in Wustrow. Das Woermannhaus überstand diese Katastrophe als eines der wenigen Gebäude im westlichen Teil des Ortes. Der Überlieferung nach sollen die alten Männer, die nicht mehr zur See fuhren, alte Segel mit Wasser durchtränkt und über das Reetdach geworfen haben – dadurch hatte der Funkenflug keine Chance, und das Haus konnte gerettet werden.

 

 

1919 - 1960 - Warum Storchenhaus?

1919 erwarb die Reederstochter und Malerin Hedwig Woermann (1879 – 1960) das schöne Rohrdachhaus. Hedwig Woermann zählte zu den „Malweibern“ der Ahrenshooper Künstlerkolonie, verbrachte aber bis 1936 viele Jahre im Ausland, so in Paris und Südamerika.

Hedwig Woermann ließ den bereits vorhandenen Anbau vermutlich Ende der 20iger Jahre zum Atelier umbauen.

Postkarte aus den 1930ern

Als „Storchenhaus“ bekannt – so genannt, weil Störche auf dem Dach heimisch waren –weswegen das Haus vielfach auf Postkarten „verewigt“ wurde. Als Pension "Storchennest" beworben, wurden Räumlichkeiten an Sommergäste und Kunstschüler vermietet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Hedwig Woermann in eine künstlerische und persönliche Krise. Die finanzielle Not wurde immer größer, so dass sie schließlich 1958 das Haus verkaufen musste, dort aber weiter wohnen bleiben konnte. Nach ihrem Tod 1960 wurde das Atelier im Anbau zu einer Wohnung umgebaut und das Haupthaus als Wohnhaus mit Kfz-Werkstatt und Taxibetrieb genutzt.

 

 

Das Woermannhaus im 20. Jh. bis heute

Nach einem erneuten Besitzerwechsel diente das Haus ab 1995 ausschließlich Wohnzwecken bzw. wurden die bestehenden Wohnungen an Feriengäste vermietet.

 Das Woermannhaus heute... · foto © by suse.

2007 erwarb die jetzige Eigentümerin das Haus und ließ es 2008 unter ökologischen Gesichtspunkten sanieren. Dabei konnte an vielen Stellen die historische Bausubstanz erhalten werden. Und so bleibt der Geist des alten Hauses auch heute noch bewahrt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

            

Quellen:

Wolf Karge, Hedwig Woermann 1879-1960, Katalog;
herausgegeben vom Landkreis Nordvorpommern, Ribnitz-Damgarten 1996

Kurverwaltung Ostseebad Wustrow (Hg.), Kulturpfad Ostseebad Wustrow 2008

 

 

Bilder von den Sanierungsarbeiten

Ansicht vor dem Umbau  · © foto by Dirk Spingat
 Pferdeköpfe vor der Sanierung  · © foto by Dirk Spingat
Wanddekorationen-wohl aus der Zeit von Hedwig Woermann · foto © by suse.
Offenlegung des Dachstuhls · foto © by suse.
Viel Sand raus-neuer Fußboden rein... · foto © by suse.
Abgedeckter neusanierter Dachstuhl-Anbau · foto © by suse.
Sanierter Dachstuhl · foto © by suse.
Zwischenergebnis - Ansicht während der Sanierung · foto © by suse.
Alter Seitenanbau weg- Neuer ran- soll ja passig sein zum Haus · foto © by suse.
Erhaltenes Ständerwerk-neu ausgefacht · foto © by suse.
Anbringen des Giebelkreuzes-inklusiver neuer Pferdekoepfe nach Tradition des Hauses, natürlich Echte-aus dem Tiermedizinischen Institut Berlin · foto © by suse.
Wärmedämmung von damals · foto © by suse.
Fundsache an der Wand-was leider nicht erhalten werden konnte. · foto © by suse.
Dacheindeckung · foto © by suse.
Geschafft!!! · foto © by suse.

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